Heute wurde das bisherige telebasel.ch Newsportal deaktiviert. Telebasel hat den Reset-Knopf gedrückt und beginnt alles von Null auf mit einem kompletten Relaunch. Ein Nachruf.
Begonnen hatte alles 2015 mit einer Anfrage für eine visuelle Analyse, auf der Basis der neuen Strategie und Zielsetzungen von Telebasel.
Für uns war das Projekt ein wichtiger Meilenstein, bei dem wir unsere medienübergreifenden Skills punkto Kommunikation, Design und Technologie in einem Gesamtkonzept anwenden konnten.
Das neue Telebasel sollte ein Newsportal erhalten und Online, Web und Fernsehen zusammenführen. Es gab bis anhin bei Telebasel nur eine rudimentäre Homepage mit einer einfach gestrickten Mediathek. Auch der Corporate Auftritt war in die Jahre gekommen.
Durch Visualisierungen wurde eine Diskussionsgrundlage und ein gemeinsames Verständnis für alle weiteren Schritte bei der Entwicklung der neuen Marke und deren Produkte geschaffen. Danach haben wir mit der Planung des neuen Telebasel Auftritts begonnen. Dabei war das ganze Team von neko interactive und appamics involviert
Aus der Analyse ging hervor, dass das Corporate Design parallel zu den digitalen Plattformen entwickelt werden musste. Dies umfasste die Webseite, Mobile Apps, das Fernsehen (News und Talk Studios), Beschriftungen auf Gebäuden und dem Fahrzeugpark, sowie die gesamte Printausstattung und Plakatkampagnen. Es hat sich auch gezeigt, dass das alte Logo auf Grund der Komplexität den neuen technischen Anforderungen nicht mehr gewachsen war.
Telebasel sollte sich deutlich von den Mitbewerbern unterscheiden, eine hohe Wiedererkennbarkeit erhalten und sich vom Mainstream abheben. Die Corporate Design Elemente sollten medienübergreifend konsistent einsetzbar sein. Zudem sollte sich Telebasel in einem farbigen positiven und vielfältigen neuen Kleid präsentieren.
Durch die Zusammenführung von Fernsehen und Webportal stand für uns die Prägnanz des Logos und die Animierbarkeit an vorderster Stelle. Es sollte auch nicht durch irgendein Bildattribut zu stark eingeschränkt werden. Deshalb ist das einfache «B» als Favorit aus den Entwürfen hervorgegangen. Was sich vordergründig als ein «B» darstellt, war in Wirklichkeit aus zwei «B’s» entstanden, welche sich einfach, wie auch komplex, animieren liessen. Das Designteam von Telebasel hat mit den Animationen eindrücklich gezeigt was alles möglich ist. Ein weiterer Vorteil des «B» war die Verwendung als Bildmaske. So konnte das Logo als Hauptgestaltungselement ins Zentrum der Kampagnen gestellt werden und so das Brand jederzeit optimal transportieren.
Telebasel sollte sich nicht auf eine Farbe beschränken, sondern eine spezielle «Farbenwelt» erhalten. Für jeden «Channel» (Rubrik) wurde ein Verlauf mit einem speziellen Farbklang komponiert. Die Verläufe wurden grossflächig hinter den Channel-Inhalten eingesetzt – entsprechend auch im Fernsehen. Nebst der Unterscheidung zu den andern Newsportalen, konnte dadurch auch die Orientierung auf der Webseite optimiert werden. Durch diese visuellen Klammern konnten die redaktionellen Inhalte von der Werbung einfacher unterschieden werden.
Wie schon bei den ersten Entwürfen sind wir immer in parallelen Entwicklungsschritten vorgegangen. Weil es noch nichts gab, auf was wir uns stützen konnten, haben wir aufgrund der jeweiligen Entwicklungsschritte bei Website, App und Studio alle Design- und Informationselemente in einem agilen Prozess entwickelt. Alle Elemente und Funktionen wurden dabei immer auf den jeweiligen Einsatz und die Darstellung in den verschiedenen Medien geprüft (Proof of Concept) und so Schritt für Schritt die Detailausarbeitung bis zum fertigen Produkt vorgenommen.
Durch die kleinen Teams und die enge Zusammenarbeit konnte der ganze Prozess so recht stringent durchgezogen werden.
Die technische Umsetzung der Website begann schliesslich Mitte von 2015. Alle Abläufe wurden an die Anforderungen der Online-Redaktion angepasst, damit auch ein kleineres Team effizient News-Inhalte erstellen und verwalten konnte. Heraus kam das ab jetzt für Telebasel typische Kachel-Design, welches für fünf Responsive Auflösungen hin optimiert wurde. Es gab 8 Farbschemata zur Auswahl, entsprechend den Channels, mit zusätzlich Wiehnacht, Telebasel und Breaking.
Vor dem Launch wurde die Redaktion auf den bald folgenden Tageseinsatz hin geschult und das CMS mit ausreichenden Inhalten befüllt. Channel erlaubten eine dynamische Gruppierung von Inhalten nach Themen und Regionen. Dies konnte jederzeit im Betrieb angepasst werden.
Am 28. Januar 2016 ging die neue Webseite, inklusive der iOS App online, begleitet von einer durch uns erstellten Einführungskampagne mit Plakaten und Inseraten, gefolgt von weiteren Kampagnen. Das Logo wurde prominent inszeniert, stellvertretend für das neue Telebasel; zuerst noch unscharf mit der neuen Farbenwelt und danach als Maske mit Gesichtern und Themen von Telebasel.
Die Reaktionen waren generell sehr positiv. Kritik gab es hauptsächlich wegen Anpassungen an TV-Programminhalten.
Die Android App folgte kurz nach der Einführung der Website. Das Newsportal war ein neuer Player in Basel und wurde sehr positiv aufgenommen. Beide Apps waren für Smartphones und Tablets optimiert. Die iOS App hatte zuletzt eine Gesamtbewertung 4.4 von 5 mit über 4’300 einzelnen Bewertungen. Die Android App eine 4.0 von 5.
In den nachfolgenden Jahren sind die Zugriffe auf das Newsportal stetig gestiegen. 2018 gab es einige Umbrüche bei den Newsportalen im Raum Basel: barfi.ch war 2015 etwas früher gestartet als wir, hatte ein gutes Wachstum, konnte aber finanziell nur bis 2018 durchhalten. Ebenso ging es der TagesWoche als Print-Online-Hybrid, welche ebenfalls 2018 eingestellt wurde. Die anderen online Plattformen hatten Paywalls hochgezogen und damit war telebasel.ch das einzige grosse unabhängige freie Portal im Raum Basel. Dies hat sicherlich auch geholfen eine treue Nutzer:innen-Basis aufzubauen. Vor allem hatte Telebasel als einziges Portal eine grosse Menge an Premium Video-Material. Barfi.ch hatte zuletzt mit ihrem Barfi-TV Format versucht hier sich was von diesem Kuchen abzuschneiden, hauptsächlich mit Drohnen-Videos und Stadtrundgängen.
National ist Blick TV gestartet und auch andere Portale setzten vermehrt auf Video-Inhalte. Der Spiegel hatte zwar bento für ein jüngeres Zielpublikum eingestellt, welches 2015 lanciert wurde, setzte ebenfalls weiterhin auf hochwertige Video-Inhalte.
Die Mediathek war ein zentraler Bestandteil der Webseite. Videos konnten einfach gefunden und abgespielt werden. Es gab Podcasts bei allen Mediatheken und Inhalte konnten in andere Webseiten eingebunden werden. Die Einbindung von Videos in Artikel war extrem einfach. Die Videos erschienen direkt am Anfang des Artikels und konnten so rasch abgespielt werden. Alle Video-Inhalte waren SEO-optimiert.
Ein anderer Faktor waren die Web-Push-Notifications. Diese Technologie war 2016 gerade noch neu im Web und bis anhin geläufig bei Smartphone Apps als Push-Nachrichten. Seit April 2016 haben wir dies bei der Telebasel Webseite umgesetzt. Die Technologie dahinter haben wir seit 2014 selber entwickelt, sie ist ein Teil von der pharos Cloud. Dabei verwenden wir unsere eigenen Push-Server, um eine bestmögliche Performance zum günstigsten Preis zu erreichen.
Über die Jahre sind so einiges mehr an Push-Subscriber zusammengekommen, als Baselland Einwohner:innen hat. Pro Tag wurden mehr als 5 Millionen Push-Nachrichten gesendet, das sind fast 2 Milliarden pro Jahr. Dies ist eine eindrückliche Zahl, die nur schwer vorstellbar ist.
Kurz darauf wurde die ganze Webseite eine Progressive Web App (PWA) d.h. die Webseite konnte als eigenständige App installiert werden. 2023 hätte man die Push-Reichweite nochmals steigern können, da iOS Geräte endlich Web-Push-Nachrichten ebenfalls unterstützen, ohne dass eine native App notwendig wäre.
Am Ende dieses Abschnitts noch ein paar Tipps für andere Anbieter, die mir als Anwender diverser News-Apps aufgefallen sind und um die sich anscheinend niemand kümmert: Watson sollte beim Öffnen einer Push-Nachricht nicht immer alle anderen löschen (d.h. den Badge-Modus deaktivieren) und bei nau.ch werden oft keine Artikel angezeigt sondern nur die Homepage oder der letzte Artikel gezeigt, was eine sehr schlechte Usability ist (dies könnte ein Navigationsproblem sein).
Ein weiterer Booster war die konsequente SEO-Optimierung von Anfang an. Alle Inhalte wurden klar strukturiert und die Redaktion hat hier von Anfang an eine gute Arbeit geleistet. Die Einführung von strukturierten Daten von Google konnten wir deshalb rasch unterstützten. Vor allem bei Video-Inhalten, welche von Google am stärksten gewichtet werden. So waren am Ende über 18’000 Videos im Google Index. Dies brachte einige Vorteile bei den Platzierungen in Google News und später in Google Discover. Die Reichweite von telebasel.ch wurde so stark gesteigert und hat auch neue Zielgruppen auf die News-Seite gebracht. Zusätzlich wurde auch upday integriert, um Nutzer von Samsung Smartphones auch zu erreichen. Selbstverständlich wurde auch IndexNow verwendet, um Suchmaschinen sofort über neue Artikel zu informieren.
Ebenfalls SEO-optimiert waren alle Live Ticker. Die Inhalte wurden automatisch erneuert und dies ermöglichte hohe Verweildauern auf der Webseite. Alle Inhalte waren Teil der Webseite und alle Icons wurden speziell an das Telebasel Layout angepasst. Dabei gab es spezifische Ticker für Fussball, Eishockey, Tennis, Formel 1 und Skirennen. Wobei es beim Fussball selbstverständlich eine FCB-optimierte Darstellung gab.
Mitte 2019 gab es einen Relaunch. Technologisch wurde alles auf den neusten Stand gebracht und Wünsche der Redaktion im CMS integriert. Viele Kleinigkeiten im Design wurden bereinigt und vor allem wurden Layout-Verbesserungen für Smartphones umgesetzt für eine kompaktere Darstellung. Dazu kamen Farbverläufe im Hintergrund und Channel-spezifische Icons, um Inhalte stärker zu strukturieren. Werbeelemente (Banner, Sponsoren) wurden optisch getrennt, um so die Präsenz der Marke zu verbessern. Das Sponsoring wurde ebenfalls stark verbessert.
In fast 7 Jahren sind die Inhalte beträchtlich gewachsen und insgesamt waren über 86’000 Artikel kostenlos online. Dazu kamen über 162’000 Bilder in Artikeln und Bildstrecken. Über 7’200 Bildstrecken wurden veröffentlicht. Last but not least über 35’000 Videos waren in Artikel eingebunden oder in der TV-Mediathek. Dies ist einiges und trotzdem konnte die Performance der Seite stetig verbessert werden durch ein intelligentes Caching und dem Einsatz von ElasticSearch.
Zusätzlich zu den News-Inhalten gab es viele weitere Features, wie TV Programm, Live Player, Wettbewerbsformulare, Covid-19 Datenauswertungen (hier waren wir früh dabei), Fasnachts-Countdown, Olympia Spezial-Channel, Feedback Formulare, Studiotouren, Instagram/Facebook/Playbuzz, Werbung, Bilder-Grid, Mediathek, Zoo Kidz Animationen und Videos.
Neben den Telebasel-Inhalten gab es viele Spezialintegrationen:
Tiefe automatisierte Analytics-Auswertungen wurden wöchentlich bzw. monatlich/jährlich per E-Mail versendet. Zusätzlich haben wir das Redaktionsinformationssystem für Telebasel entwickelt: pharos Box Geräte, welche die Analytics-Daten in Echtzeit auf Monitoren in der Redaktion brachten und parallel dazu die meistgelesenen bzw. neusten Artikel der Konkurrenz analysierten und Trends anzeigten. Die Redaktion konnte so rasch auf Trends reagieren.
Wir möchten uns bei allen Personen bei Telebasel und Partnerfirmen bedanken, mit denen wir zusammenarbeiten durften. Es hat uns immer viel Freude bereitet mit qualifizierten und motivierten Personen gemeinsame Ziele zu erreichen.
Telebasel.ch ist weder unser erstes noch unser letztes Newsportal. Bei barfi.ch waren wir beratend tätig und das Laufband (Ticker) auf der Webseite wurde von mir persönlich umgesetzt. Daneben haben wir zahlreiche Webseiten mit News-Bereichen gelauncht, inklusive unserer eigenen Webseite, wo Sie gerade drauf sind. Das mll-news.com Portal entstand nach der Fusion von Meyerlustenberger Lachenal mit Froriep im Jahr 2021. Wir freuen uns auf weitere Projekte im News-Bereich, gerne auch weitere in Basel.